Integrative Validation

Mit der zahlenmäßigen Zunahme älterer Personen in der Bevölkerung steigt auch der Anteil der Hochaltrigen. Innerhalb dieser Gruppe der sehr alten Menschen nehmen die Demenzerkrankungen überproportional zu. Überwiegend handelt es sich dabei um die Demenz vom Alzheimer Typ (DAT) und um die Demenz vom vaskulären Typ (DVT).
Die betroffenen Menschen werden zumeist von Angehörigen betreut – aber ein immer größerer Anteil wird, vor allem im fortgeschrittenen Stadium, in stationären Einrichtungen begleitet und gepflegt.
Menschen mit Demenz leiden vor allem unter dem Vergessen von Handlungen, Erinnerungen und Orten und damit auch an dem Verlust des Wissens um das eigene Selbst. Die „innere Mitte“ geht verloren, erhalten bleibt das Gefühlserleben und der Gefühlsausdruck sowie emotionale Grundbedürfnisse und Antriebe.

In der professionellen Pflege werden verschiedene Konzepte erfolgreich angewendet, dazu gehört auch die „Integrative Validation“ nach Nicole Richard.

Es geht dabei um einen würdevollen Umgang und um den Respekt vor der Person des kranken Menschen. Durch Wertschätzung und Verständnis kann es gelingen Lebensqualität zu verbessern.

Professionelle Begleiter nehmen das aktuelle Gefühl und den momentan vorherrschenden Antrieb des kranken Menschen wahr. Diese Gefühle und Antriebe werden mit entsprechender Betonung und  Ausdrucksweise versprachlicht („Sie sind sehr einsam heute“).  Dadurch hat man sie für gültig erklärt (validiert) und dem anderen Menschen gezeigt, dass man ihn versteht und ihm helfen kann.

In weiteren Schritten werden bei der „Integrativen Validation“ die Gefühle in Sprichwörtern, Liedern oder Volksweisheiten aufgegriffen, um sie danach auflösen zu können.

Dahinter steckt die Tatsache, dass das Leugnen von Gefühlen diese stärker werden lässt.  Wenn man andererseits Gefühle benennt, laufen sie aus und werden weniger, der Druck, den die Menschen spüren wird weniger.

Damit sich die Person mit Demenz verstanden fühlt wird auch der Tonfall, die Mimik und die Gestik bei der Integrativen Validation angeglichen.

Das Konzept der Integrativen Validation lässt sich erlernen und muss gut trainiert werden, so kann der Alltag im Umgang mit Demenzkranken erleichtert und die Lebensqualität für die Kranken verbessert werden.

Michael Schneider, Diplom-Pflegepädagoge (FH) i. R.